Besonders bei älteren Patienten ist bei der Verabreichung von Lokalanästhetika erhöhte Vorsicht geboten, weil sich die Pharmakodynamik im Laufe des Alters verändert. Das heißt, dass Menschen unterschiedlichen Alters Betäubungsmittel verschiedenartig in ihrem Stoffwechsel verarbeiten und abbauen, und dass diese sich deshalb auch unterschiedlich in Dauer und Wirkungsgrad verhalten. So sind auch je nach Individuum das Schmerzempfinden und die damit körpereigen verbundene Reaktion anders.

Verantwortlich dafür sind unter anderem genetische Faktoren. Unterschiede hierbei liegen in der Variation einzelner Basenpaare in einem DNA-Strang. Diese Einzelnukleotid-Polymorphismen bzw. Punktmutationen sorgen für eine Variation im menschlichen Genom von etwa 90 Prozent. Dies hat zur Folge, dass bei der Proteinbiosynthese andere Aminosäuren als ursprünglich in das Peptid eingebaut werden. Andere Auswirkungen können zusätzliche Spleißstellen innerhalb der DNA bewirken und somit zum Kettenabbruch bei der Peptidsynthese führen. Daraus resultieren Stoffwechselfehlfunktionen oder gar schwerwiegende Erkrankungen.

Verschiedene COX-2-Varianten beispielsweise begünstigen Entzündungsreaktionen oder auch bipolare Störungen. Andere Mutationsergebnisse kodieren für Enzyme, die den Abbau von Arzneimittelwirkstoffen beeinflussen.

Patienten lassen sich demzufolge in drei Phänotypen einteilen, solche die langsam, schnell und ultra-schnell metabolisieren. Bei Ultra-schnell-Metabolisierern kann es unter Umständen notwendig erscheinen die Dosis des Präparates zu erhöhen, um eine erzielte Wirkung konstant und kontrollierbar zu halten. Zu den Enzymen, die Einfluss auf den Abbau von Opioiden haben, gehört CYP2D6. Hierbei haben Ergebnisse einer in-vivo-Studie, also einer Forschung am Lebenden, ergeben, dass unterschiedliche Genotypen des Enzyms die Wirkung des synthetischen Opioids Tramadol, welches postoperativ ierbei haben zur Schmerzlinderung eingesetzt wird, beeinflussen.

Untschiede in der Schmerzempfindlichkeit werden beispielsweise von Polymorphismen der Gene COMT und OPRM1 verursacht. Diese Ergebnisse gehen aus einer Studie an Krebspatienten hervor. Hierbei wurde auch eine Interaktion dieser beiden Enzyme untereinander nachgewiesen.

Für eine effektivere Schmerztherapie könnte es demnach sinnvoll sein, den Patienten einem genetischen Profiling zu unterziehen, da sein Phänotyp bestimmt werden kann. Jedoch stellt hierbei die Anzahl der zu erforschenden Allele eine Herausforderung dar, weil bereits jetzt mehr als 75 CYP2D6-Allele beschrieben worden sind. Zudem scheint es schwierig, potenzielle Störfaktoren sowie Interaktion zwischen einzelnen Single-Nucleotid-Polymorphismen auszuschließen.

Dennoch ist es denkbar und durchaus realistisch, dass in Zukunft im Vorfeld einer Behandlung, bei der Lokalanästhetika zum Einsatz kommen, eine genetische Bestimmung von Schmerzfaktoren erfolgen kann.

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Ihr Dr. Th. Dobbertin